Fernstudium Informatik auf der Couch studieren – Was man vorab überlegen sollte

Von gipfelmarketing
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Die Erfolgsquoten von Informatik- und Fernstudium sind eher gering

Es mag absurd klingen, ist aber realistischer als man denkt: Rein theoretisch lässt sich dank Fernstudium ganz gemütlich von der Couch aus studieren, mitunter auch Informatik. Doch praktisch betrachtet sieht die Sache ein wenig anders aus.

Es verkauft sich recht gut: Die Vorstellung, von Überall und im eigenen Tempo zu studieren spielt direkt auf die Wünsche von Generationen Y und Z ab, flexibler zu sein und eigene Maßstäbe setzen zu können. Von 2010 bis 2016 hat sich die Zahl der fernstudierenden von 90.000 auf über 160.000 fast verdoppelt. Geworben wird mit der Aussicht, auf Reisen, mit Kind oder eben gemütlich von der Couch aus einen mit einem regulären Studium gleichwertigen Abschluss erlangen zu können. Ein Köder oder wahrheitsgetreue Werbemaßnahme?

Fernstudium Informatik - Dauer und Risiko
Fernstudium Informatik – Dauer und Risiko

Der Ablauf eines Fernstudiums – Dauer und Individualität

Inhaltlich sind die Studiengänge in Deutschland – ob an einer traditionellen Universität oder einer Fernuni – weitestgehend gleich aufgestellt. Schließlich unterstehen sie entsprechenden Anforderungen seitens des Gesetzgebers. Offizielle Akkreditierungen der Fernuniversitäten dienen als Orientierungsgrundlage für Interessenten. Ebenso kann man sich bei beiden Studienformen in konkreten Bereichen spezialisieren. So zum Beispiel für die Informatik in Web Development, Software Engineering mit Python oder Robotik. Das Angebot der Spezialisierungen variiert zum Teil von Uni zu Uni.

Die beiden wohl wichtigsten Merkmale des Fernstudiums sind Ortsunabhängigkeit und freie zeitliche Einteilung. Was für viele ein großer Anreiz ist, stellt gleichzeitig aber auch die größte Schwierigkeit dar. Mangels fester Vorlesungs- und Präsenzzeiten liegt es am Studenten, sich zu organisieren und diszipliniert zu arbeiten. Das gelingt nicht jedem.

Die zeitliche Einteilung erfolgt in der Regel über vorgegebene Studienmodelle. Je mehr Flexibilität man sich wünscht, umso länger dauert das Studium insgesamt. Ein Beispiel hierfür sind die Studienmodelle der iubh:

Bachelor (Informatik, 180 ECTS, B. Sc.)

Vollzeit: 36 Monate

Teilzeit I: 48 Monate (ca. 20 Stunden / Woche)

Teilzeit II: 72 Monate (ca. 10 Stunden / Woche)

Klausuren werden entweder in lokalen Prüfungszentren abgehalten oder von Zuhause aus. Wer meint, dort gemütlich spicken zu können, liegt leider falsch. Während der gesamten Prüfung ist man per Webcam mit einem Prüfer verbunden, der mit Argusaugen aufpasst. Klarer Vorteil ist jedoch, dass man die Prüfungen zu jeder Tages- und Nachtzeit ablegen kann.

Fernstudium Informatik – Die Couch als Hörsaal

Mit dem Bild, auf der Couch sitzend und am besten noch Netflix guckend zu studieren, können sich viele schnell und leicht anfreunden. Da alle Lerninhalte online verfügbar gemacht werden und jederzeit abgerufen werden können, liegt es auch im Bereich des Möglichen. Es ist aber auch der gradlinigste Weg in Richtung Scheitern. So gut wie niemand kann strukturiert arbeiten und die anspruchsvollen Themen, die ein Informatikstudium behandelt, aufgreifen, wenn nebenbei der Fernseher läuft. Für viele ist bereits die Fernbedienung Versuchung genug.

Fernstudium Informatik - Lernen von der Couch, kann das klappen
Fernstudium Informatik – Lernen von der Couch, kann das klappen

Hinzu kommt natürlich, dass man als (angehender) Informatiker viel Zeit mit Themen wie Programmierung, Datenmodellierung und vielen weiteren komplexen Themen verbringt. Dafür ist ein guter Arbeitsplatz mit entsprechender Technik so gut wie unentbehrlich. Der große Bildschirm ist sein Geld hier definitiv Wert.

Zu guter Letzt sollte man auch den gesundheitlichen Aspekt in Betracht ziehen: Von Ergonomik ist auf der Couch nun wirklich nicht viel zu spüren. Gebückt über den Couchtisch oder im Halbliegen mit dem Laptop auf dem Schoß tut man seinem Rücken nichts Gutes. Ein gut eingerichteter Arbeitsplatz ist extrem wichtig für Gesundheit und Konzentration.

Wer es also ernst meint mit dem Vorhaben, ein Informatikstudium zu absolvieren, kann sich – sowohl beim Präsenzstudium als auch beim Fernstudium – auf harte Arbeit und komplexe Inhalte einstellen. Abkürzungen oder erleichterte Wege gibt es in Bezug auf den Stoff nicht. Im Zweifelsfall steht man bei einem Fernstudium sogar vor einer größeren Herausforderung, da man auf sich selbst als Organisator angewiesen ist.

Erfolgsquote bei einem Fernstudium

Informatik gehört zu einem der Studiengänge mit einer extrem hohen Abbruchquote von etwa 50%. Gründe für den Abbruch sind oft eine falsche Vorstellung von den Lerninhalten oder schlichtweg nicht bestandene Prüfungen und fehlende Scheine. Oft wird sich stattdessen für eine Ausbildung, ein anderes Studium oder sogar einen ganz anderen Berufszweig entschieden.

Konkrete Statistiken zur Erfolgsquote des Fernstudiums in Informatik gibt es nicht, aber bezogen auf ein Studium an einer Fernhochschule liegen die Abbruchsquoten sehr hoch: Je nach Studie und Universität liegen diese zwischen 30 und 70 Prozent. Zu den häufigsten Gründen gehören die Kosten, der unterschätzte Lernaufwand und eine Veränderung in der persönlichen Situation.

Sich im Vorfeld gut zu informieren und sich mit den Inhalten und Abläufen des Studiums auseinanderzusetzen sind Dinge, die man nicht unterschätzen sollte. Es gibt auch Fernuniversitäten, die eine kostenlose Testphase – meist von 4 Wochen – einräumen, in der man nicht für das Studium bezahlt und das System testen kann.

Fazit

Obwohl ein Studium längst nicht mehr zwangsweise in Hörsälen abgesessen werden muss, ist die Couch wohl eine utopische Alternative. Neben gesundheitlichen Bedenken ist es insbesondere die Konzentration, die unter dem Lernort Couch leidet. In der Mitte liegt die Lösung: Wer für ein Studium nicht umziehen oder pendeln kann oder will oder sich aus anderen Gründen gegen ein Präsenzstudium entscheidet, findet im Fernstudium eine gute Alternative. Neben Informatik gibt es noch viele weitere Studiengänge in der IT und Technik. Ist man diszipliniert und organisiert, steht dem Erfolg nichts im Wege.

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