Entwickler Motivation – Private Projekte

Von Roland Golla
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Private Projekte - PHP Training

Was bringen einem PHP Entwickler private Projekte? Ein guter Entwickler muß, wie ein Sportler, fit und im Training bleiben. Das ist die Kernaussage aus unserem einem Interview mit Stefan Priebsch zu den Fragen was einen guten Arbeitgeber und auch gute Entwickler überhaupt ausmacht. Leider tun sich viele Web Developer schwer damit nach dem Feierabend oder in ihrer Freizeit noch irgendetwas zu machen. Das kann man häufig auf die schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Wertschätzung von Software-Qualität zurückführen. Hier sind die Leute einfach durch und werden verheizt. Da hilft leider oft nur ein Arbeitgeberwechsel. Auf der anderen Seite tun sich aber auch Entwickler schwer ein Thema zu finden und wissen auch nicht, wie und warum sie es durchziehen wollen. Und genau für die unentschlossenen schreibe ich diesen Artikel.

Warum soll ein Entwickler ein private Projekte durchziehen?


Welchen Grund hat ein Entwickler denn noch mehr machen und dafür noch nicht einmal bezahlt werden? Diese Frage stellen sich sicherlich viele Entwickler und es gibt hier mehrere Antworten. Für mich war einer der wichtigsten Gründe ein Projekt nach meinen eigenen und persönlichen Vorstellungen zu haben und eine persönliche Best-Practice-Referenz aufzubauen. Also ich rede hier jetzt mal nicht von einfachen One-Pagern, wo ich Bilder ersetzt habe. Wenn wir uns die Never Code Alone Seite einmal anschauen, so hat sie natürlich viele Features und eine wirklich hervorragende Testabdeckung. Die Testabdeckung war mein erster Antrieb. Natürlich steckt da bei mir auch einfach der Inhalt für meine Tätigkeit als Trainer bei der Entwicklungshilfe NRW hinter. Aber immer wieder ist es mir im Leben genau, wie jedem anderen Entwickler gegangen. Man kann Sachen nicht einfach mal geil und fertig machen. Und genau das bringt einem aber eine Menge Spaß und auch wertvolle Erfahrung. Denn ein Projekt alleine von Null auf durchzuziehen bringt einem jede Menge Skills neben dem eigentlichen Code. Hosting, Deployments, Tools, Setups und am Ende natürlich auch eine Wissensreferenz. „Ja da hab ich schon mal was mit gemacht“, „Den Fehler kenne ich schon“ etc. Dadurch kann man im Berufsleben sehr stark profitieren. Abgesehen davon, daß auch immer mehr Entscheider für den neuen Job gerade bei großen und guten Arbeitgebern darauf achten gute und motivierte Web Developer ausfindig zu machen. Und die haben alle irgendwas irgendwo veröffentlicht.

Wie viel Zeit sollte ich mir für private Projekte nehmen?

Private Projekte Roland Golla PHP Trainer

Private Projekte Roland Golla PHP Trainer

Wenn man keine 8 Stunden am Stück an etwas arbeitet, dann ist der Arbeitsfortschritt natürlich extrem gering. Hier muß man also gut Haushalten. Das ist eine ebenfalls eine wichtige Erfahrung für Entwickler. Denn hier ist der persönliche Ärger bei einer Verschätzung vielleicht viel höher, als auf der Arbeit. Hier sind die Schätzfehler ja generell unglaublich hoch. Aber es ist generell vielleicht auch einfach falsch mit einem konkreten Zeitplan an eine inspirierende Arbeit zu gehen, die Spaß machen soll.Denn ein solches Projekt soll einfach Spaß machen und Freude zurück in unseren Alltag bringen. Es soll ja reifen und Früchte tragen. Und wenn man das genau so angeht, dann ist es vielleicht auch erst einmal völlig egal, wie viel Zeit man da rein investiert. Wichtig ist ja erstmal nur, daß man anfängt und irgendwas macht. Lasst euch bitte nicht durch irgendwelche falschen und persönlichen Annahmen entmutigen. Wenn man mit dem Joggen anfängt ist das Ziel ja auch nicht einen Marathon runter zu reißen, sondern kontinuierlich seinen Arsch vom Sofa aus um den Block zu wuchten. Da zählt erstmal regelmäßig etwas zu machen. Und genau so ist das auch beim coden. Auf Ideen gehe ich hier gleich noch einmal ein.

Private Projekte auf Github public machen – ist das nicht peinlich?

Natürlich möchte man seinen Code auf Github versionieren, aber hier kosten private Repositories Geld. Aber die kann man auch kostenlos auf Bitbucket haben. Vielen Entwicklern ist ein eigenes Projekt auch gerne einmal peinlich. Denn anders als der längst akzeptierte und auch geförderte Legacy Code in professionellen Kunden Projekten möchte man ja hier der Öffentlichkeit zeigen, was man für ein guter Coder ist. Das ist aber in Wahrheit völliger Quatsch. Denn erstmal wird jeden Tag ganz viel veröffentlicht und auch wenn du den geilsten Scheiß auf der Welt raushauen würdest, interessiert das erstmal kein einziges Schwein da draußen. Aber du kannst natürlich Leute um Unterstützung bitten und zu Codereviews und Feedback einladen. Und vielleicht gibt es ja tatsächlich jemanden, der dir helfen will. Feedback ist halt immer wichtig und man kann so viel einfacher in Foren oder bei Freunden und Bekannten Rat suchen. Das sind viele Vorteile und die Angst, daß irgendwas peinlich sein sollte, ist wirklich völlig unberechtigt.

Was soll man denn mal coden – Das gibt es doch alles schon fertig

Neben dem eigenen Horizont, der natürlich immer irgendwie Ähnlichkeit mit der Arbeit hat, gibt es noch einen ganz großen Horizont hinter dem persönlichen Tellerrand. Auf den ersten Blick gibt es hier auf jeden Fall neue Technologien und auch neue Versionen von den Software Komponenten aus dem Arbeitsalltag. Symfony 4 und Flex sind in meiner Welt auf jeden Fall wirklich spektakuläre neue Projekte. Aber auf der anderen Seite gibt es die riesige Welt der APIs. Hier kann man sich neben YouTube, Facebook und Twitter natürlich auch mit Slack, Spotify und Alexa verbinden. Chatbots, KIs und automatisierte Assistenten können einem Skills in den Lebenslauf bringen, die extrem heiß begehrt sind und richtig gut bezahlt werden. Natürlich gibt es jede Idee schon in irgendeiner Form. Aber das ist doch gut. Denn so hat man schonmal eine Bestätigung für die Annahme, daß etwas gebraucht wird. Und natürlich hat man an jeden Dienst seinen persönlichen Anspruch. Man muß ja nicht direkt Marktführer werden und einen Kapitalzuschuss bekommen. Das Ziel ist es doch zu lernen und Spaß zu haben. Versucht das einfach mal.

Kosten gegenüberstellen für private Projekte

Was ist einem Freizeit und die persönliche Weiterbildung wert? Denn auch wenn man einmal im Jahr zu einem Barcamp und einmal zu einer Konferenz geht, ist das insgesamt zu wenig um sich weiterzuentwickeln. Man muß das schon ernsthaft machen, wenn man weiterkommen will. Wenn ich mir die hochmotivierten Coder der großen IT Startups so anschaue, wie sie ihre Talks halten und immer so locker den neusten Stuff lernen fühle ich mich manchmal richtig alt. Aber ich habe zwei wunderbare und gesunde Kinder im spiel fähigen Alter, bin gerne draußen und kann den Tag auch ohne Arbeit echt gut rumkriegen. Abgesehen davon könnte man ja auch immer mit dem Coden Geld verdienen. Wenn ich die Stunden sehe, die ich alle in NCA stecke, dann hätte ich vielleicht bei einem Job an der Tankstelle mehr verdient. Aber wenn ich es langfristig beobachte und die aktuelle Entwicklung der Marke sehe, dann ist der Stundensatz da doch schon wesentlich besser, als letztes Jahr um diese Zeit. Der wäre an der Tankstelle wohl gleich geblieben. Da ich lieber Nachts Fancy Shit code, als Fernzusehen oder mir irgendwelche Serien anzuschauen, habe ich hier echt Zeit. Die Skills die ich dort bekomme bringen mich im Job stark weiter. Nur so konnte ich mich zum Experten für Testing entwickeln, bloggen, Speaker werden und Artikel im PHP Magazin veröffentlichen. NCA hat knapp 4.000,- Euro für soziale Projekte eingesammelt. Das erfordert eine Menge Ehrgeiz und Disziplin. Aber es ist auch wie eine kleine Sucht. Ohne das würde mir echt was fehlen. Aber hier steht am Anfang einfach ein “git init”.

Soziale Projekte von Never Code Alone

Zwei kleine Projekte habe ich auch auf unserem GitHub Repo veröffentlicht. Einmal eine Spendenwidget mit PHP und VueJS. Das wird aktuelle bei den Froschkönigen in Düsseldorf eingesetzt und kann auch für weitere soziale Einrichtungen verwendet werden. Und dnn gibt es noch unser “EMMA” Übersetzungstool für die Duisburger Tafel. Das arbeitet mit zwei Repos. Einem Frontend mit Angular und einem Backend mit Symfony 4. Beide Projekte sollen neben ihrem praktischen Einsatz auch zu Schulungszwecken eingesetzt werden. Gerne können Live Coding Demos für Meetups und Usergroups angefragt werden.
https://github.com/nevercodealone/spende
https://github.com/nevercodealone/emma-api
https://github.com/nevercodealone/emma-angular

Meetups, Workshops und Konferenzen

Apropos Meetups, auch die haben sich mittlerweile sehr stark weiterentwickelt und sich von nerdigen Grüppchen zu echten Community Highlights entwickelt. Alle großen Speaker halten hier auch regelmäßig zu Testzwecken und für Feedback ihre neuesten Talks. In den Metropolen und im Ruhrgebiet ist das Angebot sogar so groß, daß es schon wieder unübersichtlich wird. Aber es lohnt sich auf jeden Fall mal hinzugehen und auch den Blick über den Tellerrand zu riskieren. Das motiviert und man nimmt ja auch immer etwas mit. Leider sind die Standard-Bulletpoint-Präsentationen ohne Katzenbilder und Spaß auch hier allgegenwärtig. Davor schützen einem teure Konferenz Tickets allerdings auch nicht. Auf unserem neuen Meetup gibt es natürlich nur Live Coding mit der Funktastatur – getreu dem Motto Never Code Alone. Einige Meetups sind aber wirklich empfehlenswert. Zu nennen sind hier die von der Softwarekammer Dortmund, die Webworker NRW, TYPO3 Usergroup Düsseldorf, PHP Usergroup Köln, 5minds Coding Dojo, Web Engineering Düsseldorf und noch viele mehr.

Fazit zu private Projekten

Programmierer haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Und jeder von uns hat auch eigene Wünsche und Vorstellungen an bestimmte Technologien. Auf der einen Seite kommen natürlich täglich ganz neue Technologien heraus und auf der anderen Seite natürlich auch immer wieder neue Major Releases, die wenn überhaupt erst viel später Teil unseres Arbeitsalltages mit Kunden werden. Und genau das ist die Chance sich hier und jetzt Skills und Erfahrungen aufzubauen, die der Markt bald braucht. Sich selber Wissen in privaten Projekten anzueignen ist also eine wichtige Investition in sich selbst. Dadurch kann jeder Entwickler sein Potential ausbauen und lässt sich nicht durch irgendwelche Entscheidungen von dritten ausbremsen. Und eines ist ja völlig klar – im Wasser lernt man schwimmen und nicht an Land. Der Besuch von Konferenzen ist lobenswert, aber doch irgendwie auch kein Wissen, daß einen ganz konkret weiterbringt. Das ist nett und eine Inspiration. Aber es ist kein konkretes und anwendbares Wissen, keine echte Erfahrung und damit auch kein verwertbarer Skill. Ein kleines Projekt hingeben z.B. eine Einkaufsliste, eine Linkliste oder ein Kalender können mit jeder Technologie umgesetzt werden. Das einmal durchzuziehen bringt einem ganz viel und macht auch glücklich. Probiert das doch einfach mal aus und zieht es durch.

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