Echte Hardcore-Programmierer arbeiten mit Vim. Es ist bedauerlich, dass dieses herausragende Open-Source-Tool einen so schlechten Ruf hat. Viele nehmen an, es sei übermäßig kompliziert und zeitaufwendig. Dabei ist es extrem leichtgewichtig, mittlerweile sehr benutzerfreundlich und macht enormen Spaß. Die Maus funktioniert hier genauso wie in anderen IDEs. Darüber hinaus kann Vim sehr einfach eingerichtet werden. Die Shortcuts mit den unterschiedlichen Modi sind sogar zugänglicher als die 2-3 Tastenkombinationen von PhpStorm, Visual Studio Code und anderen IDEs. Hinzu kommt die unglaubliche Leistung und der deutlich geringere Energieverbrauch. Es ist an der Zeit, einen Blick auf meine neue Liebe zu werfen. Ich habe sogar eine vollständige YouTube-Serie mit meinen wöchentlichen Fortschritten veröffentlicht. Hier sind meine Gründe, bei dem Tool zu bleiben, mein Setup aufzubauen und noch viel weiter zu gehen.
Open Source ist mehr als ein Wort und eine Community, es ist eine innere Einstellung
Zu einigen wenigen Entwicklern aus meinem direkten Bekanntenkreis sehe ich auf. Einige von ihnen, wie zum Beispiel Daniel Siepmann, bezeichnen sich als Open-Source-Enthusiasten. Leider wird der Begriff Open Source oft mit „kostenlos“, „billig“ und sogar „unprofessionell“ in Verbindung gebracht, was einfach nicht der Wahrheit entspricht. Wir setzen in unserer Arbeit als Code ausschließlich auf Open Source. Und ich möchte konsequenter sein. Also bin ich vom MacBook auf ein Dell XPS mit Ubuntu umgestiegen. Auch das war ein echter Gewinn, nicht nur finanziell. Die Docker-Maschine ist einfach toll und hat mir viel Linux-Know-how gebracht. Zudem befasse ich mich nun intensiver mit dem Thema und identifiziere mich stärker mit der Open-Source-Community. Das ist toll und macht mich sehr glücklich.
Vim, Doppelpunkt und all das, was die Finger bricht – ein leeres File, das ist der Weg
Der Start mit Vim führt euch vielleicht zu „Why Vim with Colby Cheese“. Und dann landet man bei seiner .vimrc. Die ist ja auch direkt mit allen Features aufgesetzt. Das ist schon extrem mächtig. Aber dann möchte man eigene Dinge installieren, tun und machen. Und da wird man mit dem File nicht mehr klar kommen. Also beginnt man ganz leer. Macht sich die Zeilen an, setzt den relativen Modus und schaltet Syntax-Highlighting an. Dann aktiviert man die Maus, scrollt. Und dann fängt man einfach an, die Dinge zu tun, die wirklich Spaß machen. Das Nerdige, das nur Bruce Lee tun und verstehen kann. Zeilen bewegen, Konfigurationen anpassen, mit dem Cursor auf magische Weise springen. Dann sucht man sich ein schickes Theme, baut sich ein paar eigene Key-Bindings und gestaltet sein eigenes Tool. Custom Made, Open Source und mit veröffentlichten Dotfile. Also wieder einige GitHub-Beiträge.
CO2 und der Planet – Ich kann doch bitte auch mal meine 10 Zeilen Code alleine schreiben
Auch in meinem Herz schlägt die deutsche Doppelmoral. Sobald es um persönlichen Verzicht geht, besiegt die Bequemlichkeit alle nachhaltigen und wichtigen Vorsätze. Aber alles, was meinen Lüfter zum Drehen bringt, zerstört den Planeten. Da steht JetBrains PhpStorm leider ganz oben. Und ich verstehe nicht mal den Sinn. Hat sich in einem Projekt nichts geändert und ich habe nur 2 Tage nichts daran gemacht, wird erstmal ein wenig indexiert. Warum? Dabei gibt es in meinem Leben nicht so viele Dinge, die ich nicht routiniert tun muss. Ich schreibe viele Cypress.IO Website-Tests. Und alles, was damit zu tun hat, in TypeScript. Dazu einiges an XML-Konfigurationen und Twig-Templates für das Sulu CMS. Und wenn ich das ohne Auto Completion tue – und ich habe ja eine sehr gute in Vim – und damit den Planeten retten könnte? Würde ich es tun, oder soll das bitte alles eine IDE, ChatGPT, oder was auch immer für mich tun. Mal ehrlich, bin ich Coder oder User?
COC ist die Königin für Typescript und Javascript für einen Cypress.IO Ambassador
Vim hat 8 Autocomplete Modi direkt integriert. Das unterstützt schon alle Programmiersprachen. Für PHP gibt es dann noch PHPactor, auf dem PhpStorm auch aufbaut. Und für TypeScript gibt es COC. Tatsächlich nutzen die meisten guten YouTuber aus der JavaScript-Szene Vim mit COC. Und auch zahlreiche starke Open-Source-Contributor von React setzen voll auf Vim. Selbst in der Tailwind CSS Keynote freute sich Adam Wathan über neue Vim Plugins. Das allerdings in Visual Studio Code. Ebenfalls eine Open-Source-Software. Fakt ist, dass in der JavaScript-Szene kaum jemand Produkte von JetBrains nutzt. Vielleicht gerade wegen Open Source. Ich habe mich jedenfalls sehr früh für Vim entschieden, als ich plötzlich in der JavaScript-Welt mit Cypress.IO gelandet bin. Mittlerweile habe ich es zum Cypress.IO Ambassador geschafft und mache alles mit Vim. Es ist einfach toll.
Auf allen Rechnern und Systemen einfach gleich – Free your mind and the rest will follow
Eine .vimrc-Datei ist klein und mit allen Linux-Systemen kompatibel. So funktioniert das Setup auf meinem lokalen Dell mit Ubuntu, meinem Mac-Agenturrechner und ich kann es auch auf jeder Docker- und DDEV-Instanz sofort zum Laufen bringen. Das bedeutet, ich muss meinen eigenen Rechner nicht immer nutzen, um mein persönliches Setup zu haben. Innerhalb weniger Sekunden wohlgemerkt. Open Source, öffentlich, robust, einfach, sehr schnell und zu 100% zuverlässig. Im Vergleich dazu ist PhpStorm eher träge. Eine lange Installation, das Übertragen der Konfiguration ist nicht so intuitiv. Alle Live Templates ggf. mit lokalen Setups zu vereinen, ist einfach schwer. Dazu kommt dann die Lizenz. Natürlich ist das auch alles machbar. Aber es ist eben nicht Open Source und somit nicht meine DNA.
Der König der Nerds braucht Vim, alles andere ist nicht stilecht
Ehrlich gesagt, bin ich schon lange auf den Bühnen der Welt unterwegs und bediene das Nerd-Image. Nicht nur mit meinem virtuellen Doppelcharakter „Der Nerd“ auf YouTube. Ich liebe mein Terminal über alles. Zahlreiche Talks habe ich allein über oh-my-zsh und mein Plugin-Setup gehalten. Es ist einfach cool und macht mir Spaß. Vim ist aber das ultimative Tool. Damit ist man endgültig im Nerd-Himmel angekommen. Das beeindruckt total und bringt mich sogar dieses Jahr als Speaker zu Vim auf die code.talks. Am Ende ist es aber mehr als nur ein Nerd-Image. Mit Fugitive habe ich ein Git-Tool gefunden, das meinen Arbeitsablauf extrem beschleunigt. Freunde, es lohnt sich.
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