Death by PowerPoint – Und wie du ihn verhindern kannst!

Von Patrick Blom
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Patrick Blom spricht auf der OXID Commons 2018

Es passiert täglich an den verschiedensten Orten dieser Welt: Hunderte Menschen werden durch schlechte Präsentationen und Vorträge in den Tiefschlaf versetzt.Wie oft habe ich es schon erlebt, dass ich mich auf einen Vortrag zu einem vermeintlich spannenden Thema gefreut habe und dann komplett enttäuscht wurde, weil der Vortrag nicht richtig vorbereitet war.

Da wird vor sich hin gestottert und genuschelt, sich hinter Laptops versteckt oder man wird mit vollkommen überladenen Folien bombardiert, die so schnell weiter geklickt werden, dass man nicht folgen kann. Einige Speaker umklammerten das Rednerpult so heftig, dass bei mir der Eindruck entstand, sie seien Schiffbrüchige die sich mit aller Macht an einem Stück Treibholz festhalten um nicht zu ertrinken.

Dabei kann man Präsentieren genauso lernen wie zum Beispiel eine neue Programmiersprache -und wie beim Entwickeln gibt es auch hierbei zahlreiche Feinheiten die man beachten KANN, aber mit den Basics bekommt man bereits in 80% der Fälle eine tolle Präsentation hin und das reicht in der Regel, damit das Publikum nicht dem “Death by PowerPoint” erliegt.

Die ersten 15 Sekunden sind entscheidend.

Stoppuhr aus Metal

Der erste Eindruck

Genau wie beim Kennenlernen eines anderen Menschen, sind auch in Präsentationen die ersten Sekunden entscheidend: In diesen ersten Sekunden entscheidet jeder aus dem Publikum ganz individuell, ob er euch die restliche Zeit gespannt folgen oder aber gelangweilt auf seinem Stuhl sitzen wird. Sätze wie

“Hallo, mein Name ist Max Muster ich arbeite bei der Example Company und möchte euch heute etwas über Webentwicklung erzählen.”

fordern das Publikum quasi auf den Kopf aus- und das Smartphone anzuschalten. Hat man das Publikum erst mal verloren, ist es deutlich schwieriger es wieder für sich zu gewinnen weshalb man so einen Start vermeiden sollte.

“Was haben Arabella Kiesbauer und die Serie GZSZ gemeinsam?”*

Ich verwende gerne Bilder oder Fragen um das Publikum direkt mit in die Präsentation einzubeziehen. Meinen Vortrag zum Thema agile Arbeit, begann ich z.B. mit der obigen Publikumsfrage. Durch diese ungewöhnliche Frage konnte ich das Interesse meines Publikums wecken und gleichzeitig meine Unterthemen einleiten, auf denen die weitere Präsentation basierte.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Leute, die man in den ersten 15 Sekunden für sich gewinnen kann auch über den Rest der Zeit hält. Das funktioniert am besten wenn man mit kleinen Tricks arbeitet, die dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit weg vom Smartphone hin auf die Bühne wandert. Im Fachjargon spricht man dann von einem sogenannten “Icebreaker”, denn ist das Eis erstmal gebrochen und das Interesse geweckt, ist der Mensch bereit zuzuhören und Neues zu lernen.

Was man ebenfalls häufig sieht und zudem gut funktioniert sind Fragen, welche das Publikum mit Handzeichen beantworten kann. Das ist wahrscheinlich einer der beliebtesten Icebreaker, der zudem den netten Nebeneffekt hat, dass man das Skill Level seines Publikums kennenlernt.

Wer sich ordentlich was zutraut kann es auch mit einem Themenwechsel versuchen: Marco Pivetta, besser bekannt als @ocramius, nutzt dieses Vorgehen in seinem Vortrag “When to declare classes final”. Er spricht erst das Thema kurz an und verweist dann auf einen von ihm verfassten Blogpost um direkt darauf das Thema zu wechseln. Mit sowas rechnet natürlich keiner und man fragt sich sofort, wie der Vortrag wohl weitergeht, ergo: Ziel erreicht. Hierbei soll aber gesagt sein, dass so ein Vorgehen auch das eigentliche Ziel verfehlen kann und die Leute dann möglicherweise eher genervt statt interessiert sind. Es handelt sich somit um einen Icebreaker mit Risikofaktor.

Slides don’t matter!

Besprechung mit Frau im Mittelpunkt

Du stehst im Mittelpunkt

Schöne Folien sind das A und O einer guten Präsentation, richtig? FALSCH! Die Folien sind nicht das Wichtigste in eurer Präsentation und auch nicht das, was dem Publikum im Gedächtnis bleibt. Das Wichtigste an eurer Präsentation seid: ihr! Es geht um euer Thema und wie es durch euch präsentiert wird. Die Folien sollen euch lediglich unterstützen, aber keinesfalls im Mittelpunkt stehen. Wenn man das im Hinterkopf behält, rücken schon in der Vorbereitung die eigentlichen Folien einen großen Schritt in den Hintergrund -und das ist auch gut so, denn damit müssen sie auch nicht mehr bis ins kleinste Detail animiert und mit digitalem Konfetti verziert werden.

Grundsätzlich gilt: Viel Content auf einer Folie wirkt überladen und erschlägt eigentlich immer das Publikum. Zudem bringt viel Information auch immer ein gravierendes Problem mit sich: In der Zeit, in der das Publikum die Folie betrachtet, gilt dessen Aufmerksamkeit allein der Folie und nicht mehr euch. Das bedeutet im Klartext: alles was ihr währenddessen sagt, verschwindet irgendwo im Nirgendwo. Die Faustregel lautet also: “Bilder sagen mehr als Worte”, denn unser Gehirn kann bildliche Eindrücke deutlich schneller verarbeiten als textliche, und wenn Ihr doch Text verwenden möchtet, haltet diesen so knapp wie möglich, damit der Fokus schnell wieder von der Folie zu euch wandern kann. Dies gilt übrigens auch für Bulletpoints: Ihr solltet hier maximal vier bis fünf pro Folie verwenden. Alles andere kann das Auge nicht auf einen Blick erfassen und lenkt den Fokus wieder von euch weg auf die Folie.

Dieser Minimalismus an Informationen wird oft verwendet, wenn Wichtiges schnell ersichtlich gemacht werden muss. Ein gutes Beispiel sind hier die Ausfahrtsschilder auf deutschen Autobahnen. Ihr werdet kaum eins finden, auf dem mehr als fünf Orte gelistet sind, meistens sind es sogar nur vier oder weniger. Das liegt daran, dass unser Gehirn diese Anzahl an Punkten schnell erfassen und verarbeiten kann ohne sich dabei großartig anzustrengen. Als zweite Faustregel gilt also: Ist eure Folie so gut zu lesen ist wie das Ausfahrtsschild auf einer Autobahn seid ihr auf der sicheren Seite, alles Andere solltet ihr nochmal überarbeiten.

Üben üben üben

Kind auf einem Fahrrad

Übung macht den Meister

Das klingt zwar banal, ist aber tatsächlich der einzige Weg über den man sicherstellen kann, dass die Präsentation sitzt. Übt also so oft ihr nur könnt, vor Freunden, in der Firma, im Auto, unter der Dusche, wo auch immer. Denn je öfter ihr übt, desto sicherer wisst ihr, was gerade hinter euch auf der Folie passiert. Das bedeutet ihr könnt quasi blind durch die Präsentation klicken und braucht euch nicht mehr umzudrehen. Ihr seid präsenter für euer Publikum und macht automatisch einen professionellen Eindruck.

Wenn ihr euch eurer Körpersprache unsicher seid, empfehle ich Folgendes: filmt euch selber mit dem Smartphone oder Laptop, wenn ihr die Präsentation haltet und schaut es euch im Nachhinein an. So bekommt ihr nicht nur einen Eindruck davon, wie das Publikum euch später wahrnehmen wird, sondern ihr bekommt auch ein Gefühl für eure Sprechgeschwindigkeit. Oft denkt man, man spräche viel zu langsam und müsse einen Zahn zulegen, dabei ist man meistens genau dann mit dem richtigen Tempo unterwegs. Dazu kommt, dass wenn man später vor echtem Publikum spricht, die Nervosität meistens dafür sorgt, dass man ein wenig schneller spricht als normal.

Schreibtisch mit Laptop und Notizen

Zusammengefasst, wenig Arbeit viel Wirkung

Fazit

Profispeaker fallen nicht vom Himmel und genau wie bei guten Entwicklern gehört auch hier viel Fleiß und Erfahrung dazu. Wenn ihr die Basics beachtet, werdet ihr vielleicht nicht über Nacht zum bezahlten Topspeaker -aber ihr macht definitiv einen besseren Eindruck als der ein oder andere Kollege vor oder nach euch auf der Bühne. Viel Erfolg!

 

* Wer sich an dieser Stelle nun immer noch fragt, was Arabella Kiesbauer und die Serie GZSZ gemeinsam haben: Beide TV-Formate hatten ihren Durchbruch in den 90er Jahren und haben den Zuschauern verdeutlicht wie Konfliktsituation zwischen zwei oder mehr Menschen durch- und erlebt werden können.

2 Kommentare

Tutorials und Top Posts

2 Kommentare

Wegel, Aleksej 11. April 2019 - 23:44

Sehr gut beschrieben! Jeden Tag fliegen Hunderte von langweiligen Folien im ICE-Tempo an die Wand. Ich kann diese ewige Stichpunkt-Listen und ganze Romane auf eine Folie in Schriftgröße 10 nicht mehr sehen! 😀

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TYPO3 Talks und Workshops auf dem TYPO3 Barcamp in Wien - Employer Branding und Tutorials Web Development 23. September 2020 - 13:56

[…] halten. Das hat Markus wirklich eindrucksvoll geschafft. Natürlich wurde die Zeit auch hier knapp. Die zahlreichen Beispiel-Slides zeigten klar die Message des Talks. Clean Code gibt es schon im Kleinen. Lesbarkeit, Wartbarkeit und Einfachheit sind Dinge, die uns […]

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