code.talks 2023: Mental Health Panel – über 1000 Teilnehmer

Von Never Code Alone
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Speaker Panel "Reframing Burnout" von links nach rechts, Martin Westphal, Roland Golla, Suanne Neunes und Marcell Jansen. Code Talks 2023

Seit 2018 engagiere ich mich für mentale Gesundheit und fordere nachdrücklich Arbeitsschutz in der IT-Branche. Seitdem ist viel geschehen. Neben einem stets aktuellen Top-Artikel auf heise.de und Golem.de, habe ich es auch auf die Bühnen nationaler Developer-Konferenzen geschafft.

Die code.talks waren die erste Konferenz, die das Thema in ihr Programm aufnahmen, und das in einer Zeit, in der führende IT-Magazine nicht darüber berichten wollten. Die glänzende Vorzeigebranche „will das nicht“, laut einem Telefongespräch mit einem befreundeten Chefredakteur. 2023 geht es mit den code.talks und dank des starken persönlichen Einsatzes von Martin Westphal offensiv weiter mit dem Thema, mit prominenter Unterstützung von Marcell Jansen, Präsident des HSV.

Code Talks 2023 Bühne mit Projektion des Programms auf eine Leinwand. Zu lesen sind die Namen der Teilnehmer sowie der Titel des Panels: "Reframing Burnout: Insights, Impacts and Interventions"
Das Thema unseres diesjährigen Speaker Panel auf den code.talks 2023 „Reframing Burnout“

Das Tabu wächst, Outings werden schwieriger und die Schäden gravierender

Von außen betrachtet, scheint die Realität absurd. Eine heranwachsende Generation, die viel Wert auf Work-Life-Balance legt, überall flexible Arbeitszeiten, Remote-Arbeit, und Arbeitsmöglichkeiten „wo immer man will“. Die Branche ist ein Arbeitnehmermarkt und das Thema ist in allen Medien präsent. Doch was passiert, wenn es keine Lösungen gibt, der Druck im Markt steigt und das Thema Legacy-Code einen kritischen Status erreicht?

Das bedeutet, dass sehr hohe Investitionen erforderlich sind, gefolgt von einem nachhaltigen Aufbau von Nachwuchskräften und insgesamt einem deutlichen Know-how-Transfer. Das funktioniert nur in einem Umfeld mit viel Leidenschaft. Wenn die Szene jedoch nicht einmal mehr bereit ist, in ein Büro zu kommen und zu Hause durch zu viele Meetings die restliche Motivation verliert, dann sieht alles wirklich düster aus. Und das erzeugt Stress und sehr ernste Folgen für unsere mentale Gesundheit. Ohne Hilfe und echte Hoffnung werden die Auswirkungen immer drastischer.

Roland Golla, emotional ergriffen mit Mikrofon auf der Bühne der Code Talks 2023.
Sichtbar emotional ergriffen, mentale Gesundheit ein Thema, dass mir persönlich am Herzen liegt

Schlimme Zeiten und fehlende Lebensqualität – Klare Botschaft und Zustimmung statt Überraschungen

„Toll, dass ihr den Mut hattet, auf die Bühne zu gehen. Auch mir geht es sehr schlecht, aber ich hätte mich das nie getraut“, sagte eine Besucherin. Und generell: Alle waren einfach da. Im Kino 1: Betroffene mit glasigen Augen, ermutigender Applaus und niemand war überrascht. Stattdessen herrschte große Dankbarkeit. Wir sind nicht allein.

Martin und Roland sagen und sprechen es aus. Ich, der seine Familie und sein gesamtes Leben hätte verlieren können, und Martin, der monatelang keine echten Gefühle hatte und dessen eigenes Leben keinen Wert mehr darstellte. Eine furchtbare Vorstellung. Marcell Jansen, der junge und engagierte Fußballpräsident, sprach ebenfalls über das Thema und bot digitale Lösungen an. Dabei gibt es viele Parallelen zwischen Webentwicklung und Fußball, und nicht nur, dass wir beide Dinge ins Netz bringen.

Martin Westphal mit Mikrofon in der Hand sitzt auf der Bühne der Code Talks und spricht. Rechts neben ihm sitzt Roland Golla und hört zu.
Martin Westphal und Roland Golla auf der code.talks Bühne

Sprecher zum Thema werden gebraucht – Martin und mir kostet es mehr als nur Kraft

Ich habe persönlich mit vielen Menschen gesprochen, deren mentale Gesundheit stark beeinträchtigt wurde. Nur wenige haben den Mut, darüber zu sprechen, und viele lassen sich deshalb in ihrer aktuellen Situation nicht helfen. Hier noch einmal der Hinweis: Hilfe gibt es nur über den Hausarzt. Schnell werden auch weitere Maßnahmen gefunden. Vorurteile und Gerüchte sind schlichtweg falsch. Sich zu „outen“, ob privat oder bei der Arbeit, erfordert viel Mut.

Das Thema wird in der Gesellschaft an den Rand gedrängt, Ursachen werden nicht ernsthaft bekämpft und der Leistungsdruck wird ständig erhöht. Dabei gibt es auch viele positive Beispiele und Managements, die sich um ihre Mitarbeiter*innen auch in solchen Situationen kümmern. Öffentlich darüber zu sprechen, ist jedoch leider die absolute Ausnahme. Von daher bitte, wenn ihr offen darüber reden wollt, kommt bitte zu mir auf YouTube und helft anderen Menschen.

Das gesamte Panel von links nach rechts Martin Westphal, Roland Golla, Susanne Neunes, Marcell Jansen, Julia Heidinger

Fazit: Erstes Mental Health Panel auf den code.talks 2023

Breites Interesse, tiefe Dankbarkeit und der persönliche Einsatz eines Fußballpräsidenten. Wir haben Menschen erreicht, Wege aus der Krise aufgezeigt, über Folgen aufgeklärt und demonstriert, dass niemand mit diesen Problemen allein ist und dass Hilfe nötig ist, um daraus zu kommen. Mentale Gesundheit und nachhaltige Arbeitsbedingungen sind Teamarbeit und kein Sprint. Aktuell kann sich niemand weitere Ausfälle leisten, und die Belegschaft darf nicht als einfach wiederauffüllbare Ressource betrachtet werden. Für besonders Hartgesottene wird das Gesetz jetzt auch angepasst und Schadensersatzforderungen können in Zukunft geltend gemacht werden.

Es gibt sehr gute Angebote auch für Arbeitgeber, wie die Möglichkeit, anonymisiertes Feedback von Mitarbeiter*innen zu erhalten, oder auch externe Gesundheitsdienstleister. Alles in allem geht es auch um gelebte agile Werte. Dennoch ist das Risiko, in eine „Hustle Culture“ zu verfallen, erheblich. Obwohl die Marktgesetze auf den ersten, oberflächlichen Blick identisch erscheinen mögen, erweisen sich nachhaltige Arbeitsbedingungen tatsächlich als deutlich robuster und in ihrem Output innovativer – nicht zuletzt, weil die Mitarbeiter*innen dort einfach viel lieber arbeiten.

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