Nichts Halbes und nichts Ganzes
Nach dem ich mit meiner Dual-Boot Lösung aus Bye-Bye Mac ! 2 nur so halbwegs erfolgreich war, sah ich der Wahrheit ins Auge und akzeptierte, dass ich mit einer, trotz vieler Nächte harter Arbeit, dahingefrikelten Lösung nicht zufrieden war. Also noch mal Bye-Bye Mac & Reverse Commit.
Somit begab ich mich auf die Suche nach Alternativen welche meinen Hardware Kriterien entsprachen. Diese sahen wie folgt aus:
- Intel i5 / i7 aus der aktuellen Reihe
- 16GB RAM
- 512GB SSD.
- 13 Zoll Display
- Voll- oder Teil-Aluminium Gehäuse
Für den einen oder anderen mag ein 13 Zoll Display vllt. etwas zu klein sein. Da ich allerdings gerne mit dem Gerät unterwegs bin, hat sich für mich diese Displaygröße und der Formfaktor über die Jahre als optimal erwiesen.
Die drei Finalisten
Mit diesen Anforderungen lief ich also los und zog von Vergleichsportal über Händlerseiten bis hin zum klassischen “Freunde und Kollegen fragen” alle Register. Das Ganze nahm in Summe schon mehr Zeit in Anspruch als mein gescheiterter Dual Boot Versuch, aber die ganze Vergleicherei zahlte sich letztendlich aus. Am Ende meiner Recherche blickte ich auf eine Hand voll Geräte zwischen denen ich mich nun entscheiden musste. In der Top Drei landeten das Asus ZenBook 13 UX331UN, das DELL XPS 9380 und das Lenovo ThinkBook 13s. Anfangs war auch noch das ein oder andere Tuxedo Book im Rennen, diese schieden aber durch ein vernichtendes Feedback eines Kollegen bzgl. der Tastatur aus.
Fokuswechsel
Nachdem Ich nun die Qual der Wahl hatte, schob ich die Entscheidung erstmal eine Weile vor mir her und betrachtete den Conveniencegrad der Programme, welche ich in Zukunft unter Ubuntu nutzen wollte. Schließlich war ja das Ziel mich ebenso der unnützen Funktionen zu entledigen welche Apple mir mit den letzten MacOS-updates auferlegt hatte.
Werfen wir also einen Blick auf die Programme, die mir als Webdeveloper wichtig sind und welche sich davon unter Ubuntu nutzen lassen.
Da ich hauptsächlich in der Backendentwicklung mit PHP tätig bin, nutze ich i.d.R folgende Programme:
- OhMyZsh
- PHPStorm
- einen MySql Client
- ein E-Mail Programm
- diverse Browser (Chrome, Firefox, Edge)
- diverse Chats (Slack, RocketChat, Zoom)
- Virtualisierungslösungen wie Docker und Vagrant
- diverse VPN-Verbindungen
- ein Bildbearbeitungsprogramm
- eine Backuplösung
OhMy-PHPStorm
Schauen wir uns diese doch einmal im Detail an. OhMyZsh und PHPStorm stellten so gut wie kein Problem dar, weil diese sowohl für Mac als auch für Ubuntu verfügbar sind. Ich musste lediglich die Konfiguration in PHPStorm erneut pflegen, da die MacOS Konfiguration von der Linux Konfiguration abweicht. Dieses Problem hatte ich bei meiner .zshrc nicht, diese konnte ich zu 99% einfach übernehmen.
Sequel-Workbench
Machen wir weiter mit dem MySql und dem E-Mail Client. Unter MacOS war ich ein absoluter Fan von SequelPro. Ein zuverlässiges und kostenfreies Programm was alle meine MySql-Client-Erwartungen erfüllte. Leider ist es aber auch MacOS only, was mich dazu trieb eine ebenfalls kostenfreie Alternative zu suchen. Nach einigen Vergleichen bin ich letztendlich bei MySql Workbench gelandet. Das Programm ist zwar nicht so leichtgewichtig wie sein Konkurrent auf dem Mac, bietet aber auch deutlich mehr Funktionen.
GPG-Spring
Bei der Frage nach dem E-Mail Client fand ich zum Glück etwas schneller eine Antwort. Kurz vorweg; Da ich viele Konten bei unterschiedlichen Mail Providern nutze, kam für mich das normale Webinterface was der jeweilige Provider bereitstellt nicht in Frage. Meine Wahl fiel trotz fehlendem GPG Plugins für die Verschlüsselung auf MailSpring. Zum Einen hat es mich vom Design sehr an Apple Mail erinnert, was mir schon immer sehr gefallen hat. Zum Anderen ist die Integration von GPG in den von mir getesteten Mail-Clients, wenn diese überhaupt vorhanden war, totale Grütze gewesen. Dies führte dazu, dass ich diesen Punkt einfach hinten runterfallen ließ. Wenn ich also heute eine verschlüsselte E-Mail senden oder lesen möchte mache ich es auf die altbewährte Art, ich nutze die Konsole in Verbindung mit einem Alias.
Browser-Chat
Kommen wir zu den Browsern und Chats. Firefox und Chrome gibt es nativ für Ubuntu und auch Slack, RocketChat und Zoom lassen sich entweder per snap installieren oder wie Firefox und Chrome als .deb downloaden. Was mache ich aber mit dem Edge? Nun die Antwort war simpel…. gar nichts! Diese Frage hatte ich mir nämlich auch schon unter MacOS gestellt und kam zu dem Schluss, dass ich den Edge nur in Ausnahmefällen benötige. Sollte der Fall der Fälle einmal eintreten, gibt es von Microsoft eine Windows 10 VM die man sich kostenlos für Virtualbox downloaden kann. Diese resettet sich zwar alle 90 Tage, das kann mir aber in dem Fall vollkommen gleichgültig sein. Somit war ich auch was den Edge anging erstmal fein raus.
Dock-grant
Ähnlich lief es auch bei Docker und Vagrant in Verbindung mit Virtualbox. Hier war ich ebenso nur ein paar Kommandozeilenbefehle von meinem Ziel entfernt. Das Beste ist aber einfach die Dockerperformance, die man unter Ubuntu genießen kann. Habt ihr schon mal mit Docker unter Mac gearbeitet? Ich meine, ok das geht und ist auch halbwegs performant, – Aber sobald eine Datenbank ins Spiel kommt, die ein paar hundert Megabyte groß ist wird aus dem vermeintlich durch designten Sportwagen der motzende Igel mit den Bügeleisen aus den Werner Zeichentrickfilmen. Die Tatsache, dass Docker unter Mac zweimal virtualisiert frisst ab einer gewissen IOPS Grenze einfach alle Performance die einem zu Verfügung steht. Da helfen dann auch Containercaching und den RAM der Docker-VM erhöhen nicht mehr weiter.
VP-imp
Was nun noch fehlte war eine Lösung für meine VPN Verbindungen, und da ich gelegentlich mal ein Bild bearbeite brauchte ich auch ein Bildbearbeitungsprogramm. Fangen wir mit dem Bildbearbeitungsprogramm an. Hier habe ich mich ganz einfach für GIMP entschieden. Jeder Adobe Fan fällt wahrscheinlich gerade vom Stuhl, aber für das, was ich an Bildbearbeitung mache reicht mir GIMP vollkommen aus. Natürlich kann das Programm nicht mit Photoshop oder anderen Produkten aus der Adobe Suite mithalten, aber wenn man sich in den Grafik / Design Sphären bewegt, rate ich eh davon ab zu Linux zu wechseln. Die Adobe Produkte laufen leider nur unter Windows oder MacOS auch wenn viele Nutzer Linux Support begrüßen würden.
Für meine VPN Verbindungen brauchte ich zwei Lösungen, da ich sowohl OpenVPN als auch Fortigate VPN über IPSec nutze. Beides war im Grunde keine große Herausforderung: Für OpenVPN bietet Ubuntu eine Gnome Networkmanager Erweiterung an, mit welcher sich das VPN einfach einrichten lässt. Für das Fortigate VPN bietet der Hersteller sogar einen eigenen Client an. Diesen kann ich allerdings nicht empfehlen, da er bei mir schlichtweg den Dienst verweigert hat. Eine deutlich zuverlässige Alternative ist hier der ikeQT Client / Shrew . Dieser funktioniert hervorragend mit den Client-Konfigurationen aus Fortigate und hält die Verbindung auch bequem über Tage hinweg aufrecht.
Time-Dup
Zuletzt musste ich mich dann um meine Backups kümmern. Unter MacOS war TimeMachine hier meine erste Wahl und auch immer zuverlässig was das Restore angeht. Unter Ubuntu hat man da schon mehrer Möglichkeiten. Wenn man einfach mal nach “Ubuntu Backup” sucht, stößt man schnell auf eine Reihe qualitativer Lösungen. Das ist aber i.d.R. überhaupt nicht notwendig, da Ubuntu von Haus aus Deja Dup mitbringt. Das ist eine simple Backup und Restore Lösung, die direkt in Gnome integriert ist. Wem wie mir ein einfaches, tägliches Backup mit GPG Verschlüsselung ausreicht, der wird mit Deja Dup vollkommen zufrieden sein. Wer gerne eine Schippe mehr haben möchte, dem sei dieser Artikel von ubuntupit ans Herz gelegt. Dort werden die 15 beliebtesten Backuplösungen näher betrachtet.
Die Entscheidung war gefallen
Als ich nun für meine bisher genutzten MacOS Programme die passenden Ubuntu-Alternativen gefunden hatte, konnte ich mich wieder der unangenehmen Entscheidung widmen. Für welches Gerät gebe ich nun mein hart verdientes Geld aus?
Nach langer Leserei von Reviews und unzähligen YouTube Produktvorstellungen habe ich mich letztendlich für das DELL XPS 9380 in der Developer Edition entschieden. Warum hat für mich dieses Ultrabook gegen alle anderen gewonnen? Zum Einen entspricht es genau den Voraussetzungen die ich mir vorgestellt hatte. Von Hardware über den Formfaktor bis hin zum Aluminiumgehäuse war alles dabei was ich mir wünschte.
Zum Anderen wird das Gerät auf Wunsch direkt mit Ubuntu 18.04 ausgeliefert und so auch regelmäßig mit Updates vom Hersteller versorgt.
Mein absolutes Kaufargument war allerdings der Preis. Bei DELL bekommt man die nahezu gleiche Hardware, die in einem aktuellen MacBook Pro steckt für etwas mehr als die Hälfte des Geldes. Erwischt man eine Angebotsphase bei DELL, kann man das Gerät sogar schon unter dem Preis des Einstiegs – MacBook Pro bekommen.
Ob sich dieser Preisunterschied bei der Hardware durch die Softwarequalität der Jungs und Mädels aus Cupertino kompensieren lässt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war es definitiv nicht der Fall und das Modell von DELL somit DIE Alternative zu einem MacBook.
Das Ende meiner Reise…
Kommen wir zum Fazit, bzw. dem Ende meiner Reise. Von einem Apple Fanboy habe ich mich zu einem Realisten entwickelt. Heute weiß ich, es gibt viele Menschen für die sind die Apple Produkte genau das was sie suchen. Ich gehöre allerdings nicht mehr dazu. Ich bin mit meiner Investition mehr als zufrieden und freue mich, rückblickend, so viel auf meiner Reise dazu gelernt zu haben.
Es ist nicht immer leicht das richtige Produkt für sich selbst zu finden und es ist nicht weniger einfach zu akzeptieren, dass sich Menschen und Geschmäcker verändern – vorallem wenn es der eigene Geschmack ist. Ich vergleiche das gerne mit einem maßgeschneiderten Anzug, ist der Schneider nur bei einem Schritt unachtsam passt nachher der ganze Anzug nicht. Diesen Fehler können dann auch die edelsten Materialien oder ein exklusiver Name nicht mehr gerade bügeln. Legt daher bei der Wahl eures Laptops genauso viel Wert auf das Betriebssystem wie auch auf die Hardware oder das Design.