Madonna hatte vor vielen Jahren einen Auftritt gemeinsam mit Iggy Pop. Er fragte sie, wie viele Kleider sie mit hat, und sie sagte 5 Outfits während der Show. Und war sehr verblüfft, als Iggy entgegnete, dass er einfach nur die Jeans an hat und sonst nichts. Da Iggy für mich eine ganz wichtige Inspiration ist und Song Passenger mich schon sehr früh gepackt hat, dachte ich mir, da geht doch was.
Der Weg vom ersten Talk bis zum echten Speaker
Als ich dann damals meinen ersten Talk hielt, bei dem ich bei den Fragen des Publikums noch die Luft angehalten habe, weil mir mein eigener Atem zu laut war, hatte der 10 Slides, auf denen einzeln je 4 Bulletpoints auf Klick eingefahren sind. Das Thema war Clean Code und die Benefits auf Refactoring. Der ist über 1 Jahr lang auf dem und allen folgenden Events Top Talk geworden. Das hat mich persönlich extrem unter Druck gesetzt, und ich hatte große Probleme, einen zweiten Talk zu machen. Aber er war einfach so vorgegeben von seiner Struktur. Es waren Witze eingebaut und eine große Interaktion mit dem Publikum, und da war auch diese extreme Zeit, ihn zu erstellen. Ich habe praktisch 2 Wochen lang an jedem Slide, Image, Wort etc. gefeilt. Und er hatte ich für mich persönlich schnell abgegriffen. Es war so ein standardisiertes Code Comedy Programm. Den konnte ich auch einfach nachts nach dem Wecken wie so ein Kassettenrekorder halten. Aber ich hatte keinen Einfluss mehr auf das Programm. Konnte mich nicht steigern und keinen Dunking mehr von der Freiwurflinie machen.
Mentale Gesundheit und die Forderung nach Arbeitschutz in der IT
Irgendwie habe ich dann weitere Talks auf die Bahn. Recht schnell kam dann die dunkle Version von Softwarequalität === Gesundheit. Ein Talk, der unglaubliches bewirkt hat und am Ende zum Top Artikel bei Heise und der Forderung nach Arbeitsschutz in der IT stoppt. Das tat mir einfach zu weh auf der Bühne, als dass ich das wichtige Thema weiter hätte bedienen können. Immerhin ist daraus ein von mir moderiertes YouTube Format entstanden. Mutige Menschen teilen härtere Schicksale als meins. Wir holen regelmäßig das Tabuthema Burnout in der IT aus der Dunkelheit raus. Die Moderation fällt mir leicht, ich bin gerne Gastgeber. Das Konzept ungeplante Wohnzimmeratmosphäre funktioniert. Die helle Version 2 wollte nie wirklich jemand hören. Obwohl der Talk Antworten liefert und auch schon von Sarah designed ist. Erklären kann man es manchmal einfach nicht.
Wie kann man als Speaker zu einem Star werden
Wenn man einmal von der Community zum Top Speaker erhoben wird, darf man sicher auch mal einen Blick auf die Top 10 der besten Speaker werfen. Ja, tatsächlich habe ich hier in erster Linie nach Männern gesucht. Und da ist der first Pick natürlich Steve Jobs. Keine Bulletpoints, magische Bühnenpräsenz und dieses Wirkenlassen im Slidewechsel. Dazu ein perfektes Storytelling und die starke Wechselwirkung heller und dunkler Slides. Unkopierbar. Ähnliche Unerreichbarkeit wie Denzel Washington, Arnold Schwarzenegger, Nelson Mandela, Gandhi, und die Liste könnte endlos weitergehen. Das alles bin auch einfach nicht ich. Was soll ich da. Ich bin Software Entertainer und kein Visionär. Ernüchterung. Kein USP, Träumer. Du bist der Coder, der Witze macht, und selbst da wirst du nie eine Keynote bekommen. Der Spaßvogel im Programm, ein Pausenclown. Ein kreatives Loch geht auch.
Die code.talks haben immer an mich geglaubt und ich jedes Jahr einen exklusiven Top Talk geliefert
Seit 2019 werde ich jedes Jahr geladen, mache eine volle Bude und liefere Talks, bei denen ich mich bei immer sehr geringer Erwartung getrieben von einem Fanbase Publikum in eine Speaker Rakete verwandle. Ich kann das nicht erklären. Dieser Kinosaal mit 1000 Leuten, große Leinwand, Rampenlicht mit Scheinwerfern. Lacher, Szenenapplaus. Das ist meine Bühne und mein Ding. Bandquotes für Developer, Bruce Lee Quotes für Open Source, 45 Minuten Vim live Coding. Das sind alles Inhalte, die einfach keine andere Konferenz nimmt. Heimspiel, meine Bühne, mein Publikum und bei den Fans ist es einfach der Moment. Wenn das Nerdgen überspringt. Man wieder Bock auf den Job, den Schmerz und das Leid bekommt, damit man am Ende delivered und mit Quellcode eine kreative Topleistung abruft und eine Vision zum Leben erweckt. Mit einem Lächeln von der Konferenz nach Hause geht und wieder glücklich in die Woche startet. Weil wir einfach die besten Jobs der Welt haben und mit einer einfachen Tastatur alles erreichen können, von dem andere nur träumen können.
Und dann kam Sarah von Wyl und eine neue Ära von Talks erreichte ihren Start
Sarah hatte sich als Startup auf der Creative Stage in Duisburg vorgestellt und als Designerin, die Präsentationen für ITler macht, vorgestellt. Das hatten meine Talks schon längst verdient. Meine Reveal Slides mit Pixabay Fotos hatten ja schon vorher nicht mal Glanz verloren, sondern in Wahrheit nie gehabt. Ich erinnere mich noch sehr gut an das Briefing zu dem Bruce Lee Talk. Es war der dritte Talk und ich hatte 1,5 DIN A4 Seiten technischen Blabla in nächtlichen „Kreativzuständen“ verfasst. Sarah hat sich das sehr geduldig angehört, irgendwas über den Dächern von Duisburg mitgeschrieben. Umgesetzt hat sie einfach 9 Bruce Lee Slides. „…du rockst das schon, da mache ich mir keine Sorgen“. Genial. Ich brauche einfach nur die Slides mit Aussagezielen innerlich zu kategorisieren und alle paar Minuten einfach weiterzugehen.
2024 Alien Romulus und die Terminal Logbucheinträge mit dem hellen nerdigen Sound
Dieses Jahr habe ich Sarah ein 30-seitiges AI Tagebuch mit Prompts, Screenshots und Datum mit Uhrzeit gegeben. Für die Stats, wir haben uns nicht mal mehr getroffen. Persönlich weiß ich nicht genau, warum ich das Logbuch angefangen habe. Mein Instagram Account stellte lange einfach mein Tagebuch als Webdeveloper dar. Bahnbrechende persönliche AI Erfolge des letzten Jahres habe ich dann nochmal Copy Paste in ein Google Doc übernommen. Nicht dass Menschen oder Sarah daraus Dinge verstehen könnten. Aber sie hat die Screenshots als Chance gesehen und ein paar ausgewählt. „Anbei sende ich dir den ersten Entwurf für die KI Keynote…Fokus auf den Logbucheinträgen, kein Text auf den Folien 😉 du wirst ja das Publikum mit deiner spritzigen Art unterhalten.“ Genial, 1 Korrektur, 2 Slides zusammengefasst und die Logbucheinträge rausgestellt. Ich werde rocken.
Quo vadis No Slide TED X Format geht da noch was oder bin ich lieber der Code Rocker
Jetzt haben wir also nur noch Slides mit Logbuch Einträgen für meine persönliche Orientierung. Tatsächlich könnte ich die auch mal lernen oder auf dem persönlichen Stream als Notes ausprobieren. Aber einmal einen TED Talk halten, das wäre ja mal was. Ohne Slides. Nein, Sarah ist eine Künstlerin und klare Bereicherung für mich. Es ist eine verbesserte Version von mir durch diesen kreativen Skill. Und ich bin ein visueller Mensch. Steve hatte auch immer Slides. Sie lassen das Publikum staunen, transportieren eine Message, Stimmung und Vision. Abwechslung, Fortschritt, ein erkennbares Ende. Wer will mich denn 30 Minuten lang labern hören, ich möchte ja auch was zeigen. Klar, für die persönliche Hall of Fame kann man so ein Teil mal machen. Text schreiben, minutengenau auswendig lernen, wochenlang unter Dusche sprechen. Aber das Format ist ausgelutscht. TED Talks gibt es an jeder Ecke und jeder Tünnes kann einen halten. Das Format hat seinen Reiz verloren. Für die Statistik hatte ich mir mal einen aus Deutschland aus diesem Jahr angeguckt. Armefuchteln in LinkedIn Prosa. Horror. Nach 3 Minuten abgeschaltet. Klar, wenn die sich melden, ziehe ich das durch, aber ein Ziel fürs Leben wird das wohl nicht mehr werden. Aber eine internationale Code Top Konferenz mit interkontinentalem Trip. Ok, da kann man ja mal in den CFP gehen.