Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch eine kluge geschäftliche Entscheidung. Rund 101 Millionen Menschen in Europa leben mit einer Einschränkung – das sind etwa 27 % der Bevölkerung, die darauf angewiesen sind, dass auch das Internet für sie zugänglich ist. Doch laut einer aktuellen Studie von Google und Aktion Mensch sind vier von fünf Onlineshops nicht barrierefrei. Die Frage, ob Ihr Onlineshop barrierefrei ist, sollte daher im Fokus stehen, besonders angesichts der bevorstehenden gesetzlichen Verpflichtungen ab Juni 2025.
Warum digitale Barrierefreiheit?
Eine barrierefreie Gestaltung Ihres Onlineshops sorgt nicht nur dafür, dass Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen Ihre Website nutzen können. Auch ältere Menschen, die möglicherweise mit abnehmender Sehfähigkeit kämpfen, und Nicht-Muttersprachler*innen profitieren von einer klaren und intuitiven Navigation sowie einer einfachen Sprache. Zudem steigern Sie mit einem barrierefreien Shop die allgemeine Usability, was sich positiv auf die gesamte Customer Journey und Ihre Web-Performance auswirken kann.
Vorteile für SEO und Sichtbarkeit
Barrierefreie Webseiten bieten häufig auch Vorteile für die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Google bevorzugt Websites, die gut strukturiert sind, sinnvolle Zwischenüberschriften verwenden, Untertitel für Videos bereitstellen und Alternativtexte für Bilder integrieren. All diese Maßnahmen verbessern nicht nur die Benutzerfreundlichkeit, sondern auch das Ranking in den Suchergebnissen. Gerade B2B-Unternehmen können durch barrierefreie digitale Kanäle ihre Sichtbarkeit erhöhen und die User Experience deutlich verbessern.
Die rechtliche Perspektive: European Accessibility Act (EAA)
Ab Juni 2025 wird digitale Barrierefreiheit für Onlineshops zur Pflicht. Der European Accessibility Act (EAA) bringt neue Richtlinien, die sicherstellen sollen, dass digitale Angebote für alle zugänglich sind. Um diese Anforderungen zu erfüllen, empfiehlt es sich, die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) zu beachten. In der EU gilt der AA-Standard, der wichtige Kriterien wie Kontrast, Lesbarkeit und die Bedienbarkeit per Tastatur regelt.
Wie können Sie Ihren Onlineshop barrierefrei gestalten?
Um sicherzustellen, dass Ihr Onlineshop barrierefrei ist, sollten Sie die folgenden sieben Punkte berücksichtigen:
- Dokumenttitel: Der Titel einer Webseite sollte im Browser-Tab klar und prägnant anzeigen, was die Seite bietet. Das ist besonders wichtig für Nutzer*innen mit Screenreadern.
- Alternativtexte für Grafiken: Jede Grafik sollte einen sinnvollen Alternativtext haben, der beschreibt, was die Grafik zeigt oder welche Funktion sie erfüllt (z. B. „Weiter zur Kasse“).
- Schaltflächen und Buttons: Alle Buttons sollten eindeutig beschriftet sein, damit die Nutzer*innen sofort verstehen, was passiert, wenn sie auf die Schaltfläche klicken (z. B. „In den Warenkorb legen“). Zudem müssen sie mit der Enter-Taste bedienbar sein.
- Icons: Auch bekannte Symbole wie das Such- oder Account-Icon sollten beschriftet werden, um ihre Nutzung zu erleichtern.
- Formulare: Positives und negatives Feedback zu Eingaben sollte direkt sichtbar sein und nicht nur über Farben vermittelt werden. Fehlermeldungen sollten klar formulieren, was falsch eingegeben wurde.
- Design und Farben: Mit ausreichend hohen Kontrastverhältnissen und einer gut lesbaren Schriftgröße schaffen Sie eine angenehme und barrierefreie Nutzererfahrung.
- Navigation: Eine zielführende Navigation mit klaren Filteroptionen und einer übersichtlichen Menüstruktur erleichtert die Nutzung für alle.
Langfristiger Prozess für digitale Barrierefreiheit
Die Umsetzung eines barrierefreien Onlineshops ist kein Projekt, das innerhalb weniger Tage abgeschlossen werden kann. Es erfordert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Expertinnen, darunter IT-Teams, UX/UI-Designerinnen und Content Creator. Der gesamte Entwicklungsprozess muss sich kontinuierlich an den Bedürfnissen der Nutzer*innen orientieren, um sicherzustellen, dass digitale Barrierefreiheit stets gewährleistet bleibt.
Fazit: Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor im E-Commerce
Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine ethische Notwendigkeit, sondern auch eine enorme Chance, neue Kundengruppen zu erreichen und die Conversion Rate zu steigern. Mit der richtigen Herangehensweise und einem klaren Verständnis der gesetzlichen Vorgaben sowie der WCAG-Kriterien kann Ihr Onlineshop zukunftssicher und benutzerfreundlich gestaltet werden.
Setzen Sie jetzt auf Barrierefreiheit und machen Sie Ihren Onlineshop fit für die Zukunft!