Regelmäßig finden auf Youtube unsere Talkrunden über mentale Gesundheit und Arbeitsschutz in der IT statt. Wir bieten Betroffenen eine Plattform an, wo sie mit uns über ihre Erfahrungen sprechen und sich austauschen können. Es ist sehr wichtig für uns, dass über dieses Thema offen gesprochen wird. In unserem letzten Video diskutierten Kim, Dave, Thomas und Roland über das wichtige Thema der „Hustle Culture“ und der mentalen Gesundheit. Mit einer authentischen, von Erfahrung geprägten Perspektive beleuchtet Kim Körber, welche Auswirkungen das immerwährende „Hustlen“ auf die psychische Gesundheit von Gründer:innen haben kann. Die Experten geben wertvolle Einblicke und praktische Tipps, wie man das Gleichgewicht zwischen harter Arbeit und Selbstpflege in der herausfordernden Startup-Welt bewahren kann.
Dieses Video ist ein Muss für jeden Gründer, jede Gründerin und jeden, der an der Schnittstelle von Unternehmertum und psychischer Gesundheit interessiert ist.
In diese Artikel fassen wir euch die wichtigsten Punkte des Talks zusammen.
Über Kim, Thomas und Dave
Kim Körber: Kim ist Familienvater, Ehemann, Seriengründer und Business-Mentor. Mit seinen zarten 38 Jahren hat er mehr Dreck gefressen als so mancher 90-Jährige und er wird nicht müde, sich die Learnings mit dem großen Löffel reinzuschaufeln. Nach einigen Startups, vielen Schmerzen und der Suche nach dem „Ich“ fühlt er sich als Creator of Endless Opportunities nun endlich auch in der „bezahlte Arbeit“-Welt angekommen und begleitet mit den „dark knights“ große und mittelständische Unternehmen auf dem Weg die großen Probleme der „Zukunft der Arbeit“ zu lösen. Seine Business Family und er schaffen Klarheit und Handlungsfähigkeit bei Unternehmer:innen und in Unternehmen, die mutig genug sind sich die Frage zu stellen „Wohin soll die Reise gehen?
Über Thomas: Thomas Richter, 57 Jahre, ist Diplom-Psychologe mit eigener Erfahrung einer psychischen Erkrankung. Sein beruflicher Weg führte ihn nach dem Studium über die Arbeit in der psychologischen und KI-Forschung zur Softwareentwicklung in mehreren Start-Ups. Seit Jahr 2021 ist er Mitglied im Betroffenenbeirat des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim.
Über David Müllerchen „webdave“: David Müllerchen ist leidenschaftlicher Webentwickler und ein neugieriges Spielkind. Er entwickelt seit fast zwei Jahrzehnten Webanwendungen, (u.a. für Olympus, Telefonica, Hermes) und vermittelt seit 2014 sein Wissen über Javascript und Angular in Workshops.
Die Gefahr der Hustle Culture und die Bedeutung von Stressbewältigung
In unserer modernen Gesellschaft wird oft das Ideal der „Hustle Culture“ propagiert – ein Lebensstil, der auf ständiges Streben nach Erfolg, Produktivität und finanziellem Erfolg ausgerichtet ist. Die Botschaft lautet: „Hustle harder“, „sei immer beschäftigt“, „gebe niemals auf“. Aber ist das gesund?
Die Hustle Culture fördert oft einen Lebensstil, der chronischen Stress begünstigt. Das ständige Streben nach Erfolg und Produktivität kann zu einer übermäßigen Arbeitsbelastung führen, die unsere körperliche und emotionale Gesundheit gefährdet. Diese Mentalität ermutigt uns, uns selbst auszubeuten und unsere Grenzen zu überschreiten, ohne ausreichend Zeit für Entspannung und Erholung einzuplanen. Denn problematisch wird es, wenn Stress chronisch wird und uns über längere Zeiträume begleitet. Hier kann er sich negativ auf unsere körperliche und geistige Gesundheit auswirken. Chronischer Stress ist mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen verbunden, darunter Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein geschwächtes Immunsystem.
Die Herausforderung des Selbstvertrauens und die Bedeutung von Selbstreflexion
In der Softwareentwicklung ist es essenziell Selbstvertrauen zu haben. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Ideen ermöglicht es uns, kreative Lösungen zu finden und innovative Produkte zu entwickeln. Doch manchmal sind es die inneren Barrieren, die uns daran hindern, unser volles Potenzial auszuschöpfen. Manchmal dauert es einige Zeit, bis man erkennt, dass eigenen Fähigkeiten und Ideen nicht genug wertschätzt werden. Die Angst vor Fehlern und Ablehnung machen es schwer, sich selbst zu verwirklichen und zu entfalten.
Um sich selbst zu erkennen und zu entwickeln, ist Selbstreflexion ein unverzichtbarer Schritt. Man könnte damit beginnen seine Gedanken und Handlungen zu hinterfragen und die Ursprünge seiner Ängste und Unsicherheiten zu ergründen. Dies hilft dysfunktionale Verhaltensmuster zu erkennen, die sich möglicherweise über Generationen hinweg entwickelt haben.
In der Softwareentwicklung und im Leben allgemein gibt es oft Situationen, in denen wir aufstehen und für das einstehen müssen, woran wir glauben. Das bedeutet auch, den Mut zu haben, uns gegen ungerechte Bedingungen oder ungesunde Arbeitsumgebungen zu wehren.
Die Herausforderungen in der IT-Branche
In der IT-Branche gibt es oft Vorurteile und Missverständnisse. IT-Spezialisten werden manchmal als Nerds abgestempelt und haben in einigen Unternehmen kaum Mitspracherecht. Es ist wichtig, dass die Entscheider die Bedeutung der IT-Experten und ihre Unterstützung erkennen, damit sinnvolle Weiterentwicklungen und Schulungen ermöglicht werden können.
Viele IT-Firmen erleben einen starken Konkurrenzkampf und arbeiten als Einzelunternehmen, aber durch Kooperationen und gemeinsame Projekte könnten sie mehr Power und Flexibilität erlangen. Kooperationen könnten auch eine Antwort auf die ständigen Preiskämpfe in der Branche sein. Die Branche könnte von mehr Freiheit, Selbstverwirklichung und der Anerkennung der eigenen Expertise profitieren. Eine Welt, in der Freelancer selbstbewusst ihre Fähigkeiten präsentieren und kooperieren, könnte ein vielversprechender und erfolgreicher Weg sein.
Fazit
Die Hustle Culture lockt uns mit dem Versprechen von Erfolg und Wohlstand, aber sie verbirgt auch das Risiko, uns in chronischen Stresses zu stürzen. Es ist wichtig, dass wir bewusst auf unsere Gesundheit achten, unsere eigenen Grenzen erkennen und uns Zeit für Entspannung und Pausen nehmen. Wenn wir lernen, Stress auf gesunde Weise zu bewältigen, können wir ein glücklicheres und ausgeglicheneres Leben führen.
Die Reise zur Selbstverwirklichung in der Softwareentwicklung ist kein einfacher Weg. Es erfordert Selbstreflexion, den Mut, aufzustehen und die Bereitschaft, aus Erfahrungen zu lernen. Durch das Erlangen von Reife und Lebenserfahrung können wir unsere Fähigkeiten als Entwicklerinnen und Entwickler stärken. Es ist wichtig, sich selbst zu trauen und das eigene Potenzial zu erkennen. Es viel erfordert Mut, alte Muster zu durchbrechen und die richtigen Prioritäten für sich zu setzen.
Die Zukunft der IT-Branche könnte von mehr Freiheit, Selbstverwirklichung und kollektiver Zusammenarbeit geprägt sein, wenn die Beteiligten mutig genug sind, neue Wege zu beschreiten und ihre Expertise wertzuschätzen. Es liegt an den IT-Profis, eine Veränderung herbeizuführen und eine gesündere und erfolgreiche Zukunft für die Branche zu gestalten.