Ihr sucht einen Browser, der eure Privatsphäre respektiert und nervige Werbung blockiert? Dann seid ihr vermutlich schon über Brave gestolpert. Der Browser verspricht viel: Dreimal schnellere Ladezeiten als Chrome, eingebauter Werbeblocker und echten Datenschutz. Aber ist das alles nur Marketing oder hält Brave, was es verspricht? Wir haben genauer hingeschaut – und dabei einige überraschende Entdeckungen gemacht.
Was ist Brave überhaupt?
Brave ist ein auf Chromium basierender, quelloffener Webbrowser, der 2015 von Brendan Eich gegründet wurde – ja, dem Erfinder von JavaScript und ehemaligen Mozilla-Chef. Die Mission klingt erstmal super: Ein Browser, der die Nutzer vor Tracking schützt und das Web von nerviger Werbung befreit.
Brave blockiert standardmäßig Werbung und Tracking, die eure Privatsphäre missachten, blockiert die Datenspeicherung durch Dritte, schützt vor Browser-Fingerprinting und nutzt – wenn möglich – für jede Website die sichere https-Verbindung. Klingt nach dem perfekten Browser für privacy-bewusste Developer, oder?
Die Stärken: Was Brave richtig gut macht
Werbeblocker der Extraklasse
Der eingebaute Werbeblocker ist tatsächlich beeindruckend. Kein anderer Browser blockiert Werbung und andere Ablenkungen so effektiv – und das ganz ohne Add-ons von Drittanbietern. Besonders genial: Der Browser blockiert die meisten der lästigen Cookie-Dialoge, die seit Einführung der DSGVO auf nahezu jeder Webseite auftauchen.
Stellt euch vor: Endlich wieder surfen ohne ständig auf „Alle Cookies akzeptieren“ klicken zu müssen!
Performance, die überzeugt
Die versprochene Geschwindigkeit ist kein leeres Marketing-Versprechen. Durch das Blockieren von Trackern und Werbung laden Seiten tatsächlich deutlich schneller. Es bietet schnellere (3x) Seiten-Ladezeiten und nutzt 3x weniger Daten als andere Browser. Gerade auf mobilen Geräten macht sich das bemerkbar – sowohl bei der Geschwindigkeit als auch beim Datenverbrauch.
Chromium-Basis = Chrome-Kompatibilität
Da Brave auf Chromium basiert, funktionieren alle Chrome-Extensions problemlos. Eure liebgewonnenen Developer-Tools, Password-Manager und andere Extensions könnt ihr einfach weiter nutzen. Das macht den Umstieg schmerzfrei.
Datenschutz-Features, die begeistern
- Tor-Integration: Brave bietet einen speziellen privaten Modus mit Tor-Netzwerk
- IPFS-Support: Dezentrales Web direkt im Browser
- Fingerprinting-Schutz: Randomisierung von Browser-Metadaten
- Sync ohne Konto: Verschlüsselte Synchronisation zwischen Geräten ohne Account
Die Schattenseiten: Wo Brave nervt
Das Krypto-Problem
Hier wird’s kontrovers. Brave hat ein eigenes Werbesystem mit „Basic Attention Tokens“ (BAT). Die Idee: Nutzer können sich entscheiden, „privacy-respektierende“ Werbung zu sehen und dafür in Krypto bezahlt zu werden. Brave trackt dich, um Werbung zu schalten, was nicht viel anders ist, als wenn du dich in Googles Ökosystem befindest.
Das Problem? Die Nutzer sind mit dem Bonusprogramm von Brave und anderen Krypto-Funktionen unzufrieden. Viele Developer wollen einfach nur einen guten Browser ohne Krypto-Gedöns.
Fragwürdige Geschäftspraktiken
Anfang Juni 2020 wurde bekannt, dass Brave ohne Nutzer-Erlaubnis bei Seiteneingaben für Kryptowährungsbörsen automatisch einen Link anfügte, um über Affiliate-Partner Einnahmen zu erzielen. Nach massiver Kritik wurde das zwar geändert, aber es hinterlässt einen schalen Beigeschmack.
Support und Stabilität
Die Nutzererfahrungen sind gemischt. Browser wird geschlossen, Tabs werden beim Öffnen wiederhergestellt: Funktioniert Monate lang, wie es soll. Aber plötzlich OHNE Ankündigung einfach nicht und hunderte Tabs sind einfach weg! Solche Horrorstories findet man in den Reviews häufiger.
Brave vs. die Konkurrenz
Brave vs. Chrome
- Datenschutz: Brave gewinnt haushoch
- Performance: Brave durch Werbeblocker schneller
- Kompatibilität: Gleichstand (beide Chromium)
- Vertrauen: Chrome stabiler, aber datenhungriger
Brave vs. Firefox
- Datenschutz: Beide stark, Firefox transparenter
- Anpassbarkeit: Firefox flexibler
- Performance: Brave minimal schneller
- Philosophie: Firefox komplett Open Source ohne Krypto
Brave vs. Vivaldi
- Datenschutz: Beide exzellent
- Features: Vivaldi bietet mehr Anpassungsmöglichkeiten
- Krypto: Vivaldi ohne Krypto-Integration (Pluspunkt!)
- Zielgruppe: Vivaldi für Power-User, Brave für Mainstream
Installation und erste Schritte
Die Installation ist denkbar einfach:
- Ladet Brave von brave.com herunter
- Installiert den Browser
- Importiert eure Bookmarks und Passwords aus eurem alten Browser
- Fertig!
Wichtige Einstellungen nach der Installation:
- Brave Rewards deaktivieren (wenn ihr kein Krypto wollt)
- Brave Wallet ausblenden
- Cookie-Blocker auf „Aggressiv“ stellen
- Fingerprinting-Schutz aktivieren
Für wen ist Brave geeignet?
Brave passt zu euch, wenn:
- Ihr maximalen Werbe- und Tracking-Schutz wollt
- Chrome-Extensions für euch unverzichtbar sind
- Ihr mit den Krypto-Features leben könnt (oder sie einfach ignoriert)
- Cookie-Banner euch tierisch nerven
Finger weg, wenn:
- Ihr absolut nichts mit Krypto zu tun haben wollt
- Stabilität und Support oberste Priorität haben
- Ihr lieber einen komplett transparenten Open-Source-Browser wollt
- Die Philosophie „Werbung durch andere Werbung ersetzen“ euch stört
Unsere Einschätzung
Brave ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bietet er exzellenten Datenschutz und blockiert Werbung wie kein zweiter. Andererseits nervt das ganze Krypto-Gedöns und die teilweise fragwürdigen Geschäftspraktiken.
Für Developer, die einen schnellen, privacy-fokussierten Browser suchen und mit Chrome-Extensions arbeiten wollen, ist Brave durchaus eine Option. Aber seid euch bewusst: Die Werbeplattform von Brave sieht auf dem Papier gut aus, zeigt in der Praxis aber, dass das Vergütungspaket für Content-Ersteller möglicherweise nicht von großem Nutzen ist.
Unser Tipp: Probiert Brave aus, aber schaut euch auch Alternativen wie Vivaldi oder den guten alten Firefox an. Jeder Browser hat seine Stärken und Schwächen – findet den, der zu eurem Workflow passt.
Alternative Empfehlungen
Wenn Brave nicht euer Ding ist, hier unsere Alternativen:
- Vivaldi: Für Power-User ohne Krypto-Ballast
- Firefox: Der Klassiker mit starkem Datenschutz
- LibreWolf: Firefox ohne Mozilla-Telemetrie
- Ungoogled Chromium: Chrome ohne Google
Fazit: Ein guter Browser mit Fragezeichen
Brave macht vieles richtig: Der Werbeblocker ist spitze, die Performance überzeugt und der Datenschutz ist (trotz Krypto) besser als bei Chrome. Aber die Krypto-Integration und die teilweise instabile Performance trüben das Bild.
Für uns Developer ist Brave ein interessantes Tool im Arsenal – aber nicht unbedingt der Hauptbrowser. Als Zweitbrowser für recherche-intensive Sessions oder zum Testen ist er aber definitiv einen Blick wert.
Was sind eure Erfahrungen mit Brave? Nutzt ihr den Browser produktiv oder seid ihr bei anderen Alternativen gelandet? Schreibt es uns in die Kommentare!
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