Teamführung: Worauf Vorgesetzte achten müssen

Von Roland Golla
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Employer Branding Vorgesetzte

Chefs und Vorgesetzte im Webdevelopment müssen sich in puncto Teamführung ganz besonders ins Zeug legen. Grund dafür ist nicht zuletzt die hohe Arbeitskräftefluktuation in diesem Bereich. Umso wichtiger sind für Führungskräfte die nachfolgenden Tipps.

 

Webdeveloper wechseln überdurchschnittlich oft die Arbeitsstelle. Dabei werden sie durch den seit Jahren herrschenden IT-Fachkräftemangel insofern begünstigt, als sie jederzeit aus dem Vollen schöpfen können. Heißt: Stimmen Arbeitsplatz, Projektqualität oder Gehalt nicht, finden Webentwickler aufgrund der großen Nachfrage im Markt in aller Regel sehr schnell einen neuen Arbeitgeber. Abteilungs-, Team- und Projektleiter stehen somit vor der großen Herausforderung, etwaige strukturelle Schwächen durch eine gute Mitarbeiterführung zumindest ein Stück weit zu kompensieren. Denn im Zweifelsfall kann dadurch die vorzeitige Kündigung eines wichtigen Mitarbeiters verhindert werden.

 

Obwohl eine vorbildliche Teamführung beileibe kein Allheilmittel ist, soll dieser Beitrag Führungskräften dabei helfen, einige „klassische“ Fehler im Umgang mit den eigenen Mitarbeitern zu vermeiden. Zumal diese oft nicht etwa ihre Arbeitsstelle kündigen, sondern ihrem Chef. Letzte Vorbemerkung: Die folgenden drei Tipps gelten branchenübergreifend, beschränken sich also nicht auf den IT-Bereich. Aus den oben genannten Gründen haben sie dort aber ein ganz besonderes Gewicht.

 

Wertschätzung als oberstes Gebot

Immer mehr Unternehmen schreiben sich das Schlagwort Agilität auf ihre Fahnen. Um aber tatsächlich agil zu sein, sind unter anderem flache Hierarchien und die Selbstorganisation in Teams erforderlich. Sprich: Ohne eine im Kern agile Unternehmenskultur wird das nichts. Für Vorgesetzte bedeutet dies, einerseits (möglichst) auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeitern zu kommunizieren und diesen andererseits ausreichend Freiraum für eigenverantwortliches Handeln zu gewähren. Dies kurbelt die Motivation und die Kreativität an – und damit auch die Mitarbeiterzufriedenheit.

 

Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings nicht, dass es in Unternehmen oder Projekten keinerlei hierarchischen Strukturen mehr geben darf oder sollte. Ein Vorgesetzter bleibt ein Vorgesetzter – jedoch tut er gut daran, seine Rolle weder über- noch unterzubewerten. Denn er wird von seinen Mitarbeitern so oder so als Vorgesetzter wahrgenommen. Eben deshalb ist es auch weiterhin von größter Wichtigkeit, dass Abteilungs-, Team- und Projektleiter das Gespräch mit ihren Mitarbeitern suchen, um Feedback zu geben, gute Arbeit zu loben oder konstruktive Kritik zu üben. Damit signalisieren sie, dass ihnen ihre Mitarbeiter nicht gleichgültig sind und dass es sie interessiert, was diese inhaltlich machen. Die dadurch zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung ist von fundamentaler Bedeutung für ein gutes Miteinander und gute Leistungen.

 

Dauerhafte Überlastung vermeiden

Nicht wenige Vorgesetze neigen dazu, ihre besten Mitarbeiter mit überproportional vielen Aufgaben zu betrauen, weil sie davon ausgehen, dass dadurch in Summe bessere Ergebnisse erzielt werden. Schön und gut. Jedoch ist dies aus zweierlei Gründen kontraproduktiv: Zum einen hat jeder Mensch eine Belastungsgrenze, und selbst wenn er punktuell bzw. für einen begrenzten Zeitraum deutlich mehr als 100 Prozent leisten kann (also über seine Grenzen geht), führt dauerhafte Überlastung über kurz oder lang zu einem signifikanten Leistungsabfall. Schlimmstenfalls droht dann sogar ein Burnout.

 

Zum anderen löst die „Bevorzugung“ einiger weniger Mitarbeiter bei der Zuweisung vermeintlich wichtiger Aufgaben schnell Verunsicherung im restlichen Team aus. Klar, denn dadurch schafft man für alle sichtbar eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ aus guten/fähigen und schlechten/unfähigen Mitarbeitern. Während erstere also fortwährend überlastet sind, fühlen sich letztere zurückgestuft – und genau das werden sie ja auch. Motivationsfördernd ist das nicht gerade. Von dem mit der Spaltung des Teams verbundenen Konfliktpotenzial ganz zu schweigen.

 

Chefs sollten hier auf eine gesunde Mischung achten und sich darüber im Klaren sein, dass nicht jede einzelne Aufgabe mit Glanzbild und Sternchen erfüllt werden muss, um am Ende zu einem guten Gesamtergebnis zu kommen. Dies ist allemal besser, als die Stimmung im Team durch eine Ungleichbehandlung der Mitarbeiter zu gefährden.

 

Gegebene Versprechen einhalten

Leider scheinen für manche Chefs Versprechen wie Schall und Rauch zu sein: flüchtig. Die Folgen können, ganz unabhängig von der Größe des (nicht eingehaltenen) Versprechens, verheerend sein. Denn egal ob es sich dabei um eine Beförderung inklusive Gehaltserhöhung oder „nur“ um einen freien Tag handelt – als Vorgesetzter verspielt man auf diese Weise rasch das Vertrauen seiner Mitarbeiter und untergräbt zugleich seine eigene Position. Kurzum, nicht nur die Motivation wird dadurch zerschossen, sondern auch die Loyalität der Mitarbeiter sinkt auf ein Minimum. Da Vorgesetzte auf beides angewiesen sind, um ihre Funktion im Sinne des Unternehmens erfüllen zu können, sägen sie mit gebrochenen Versprechen letztlich nur am Ast, auf dem sie sitzen.

 

Mit Versprechen dürfen Vorgesetzte also auf gar keinen Fall leichtfertig umgehen! In jedem Fall muss zuvor genau abgewogen und im Zweifelsfall auch mit der Geschäftsführung abgestimmt werden, was wem versprochen wird. Und zwar unter der zwingenden Prämisse, dass das Versprechen später auch tatsächlich eingelöst werden kann – und wird. Alles andere ist ein falsches Spiel, welches Mitarbeiter schnell durchschauen und über das sie untereinander auch reden. Ein höchst unangenehmer Multiplikationseffekt. Sollte also, aus welchen Gründen auch immer, ein Versprechen einmal nicht eingehalten werden können, sollten sich Chefs schnellstmöglich über eine entsprechende Kompensation Gedanken machen. Sonst kippt die Stimmung im Team.

 

Kurz zusammengefasst

Beherzigen Führungskräfte diese drei zentralen Ratschläge, dann ist schon viel gewonnen. Auch in Entwicklerteams, die heutzutage ohnehin besonderen Belastungen ausgesetzt sind und oftmals aufgrund knapper zeitlicher Ressourcen in Projekten unter ihren Möglichkeiten bleiben (müssen). Stichwort: Software-Qualität. Eine gute Teamführung kann da schon einiges wettmachen. Schließlich ist eine gute Stimmung im Team immer auch Chefsache.

 

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